3/2024 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
WeltAidsKongress in München
Gutes Wetter, gute Stimmung und vor allem sehr gute Neuigkeiten! Einen derart „positiven“ WeltAidsKongress hat es schon lange nicht mehr gegeben. Lenacapavir als „Game Changer“ in der HIV-PrEP wurde ausgiebig gefeiert. Zudem hat sich München als guter Gastgeber erwiesen. Es gab keine größeren Pannen, nicht einmal im Schienenverkehr, keine Übergriffe oder Angriffe, die mittlerweile viele Großveranstaltungen beeinträchtigen. Hoffentlich findet die gute Stimmung ihren Weg zum nächsten WeltAidsKongress in Kigali, Rwanda. Vielleicht kann man dort ja schon die Einführung der Lenacapavir-PrEP in Afrika feiern.
Integrasehemmer sind nicht unverwundbar
INSTI sind der Grundpfeiler der modernen ART – weltweit. Sie sind gut verträglich und die Vertreter der zweiten Generation haben eine hohe Resistenzschwelle. Doch schlechte Adhärenz kann jedes antiretrovirale Regime zu Fall bringen. In Afrika scheint nun fünf Jahre nach Einführung von Dolutegravir als Mittel der Wahl die Resistenzquote anzusteigen. Ob die Long-acting-Therapie hier langfristig zu weniger Therapieversagen führt, ist fraglich. In Deutschland ist die Resistenzquote immer noch extrem gering und die Long-acting ART schon länger verfügbar. Die Spritzentherapie scheint allerdings nicht sehr beliebt zu sein. Die Gründe dafür sind vermutlich vielfältig. Am Engagement des Herstellers kann es jedenfalls nicht liegen.
Wissenschaftliche Kommunikation ist schwierig
Kaum hat sich die Welt von Corona erholt, drohen neue Gefahren: MPOX! Die WHO hat schon die Alarmglocke geläutet. Oropouche! Ein Virus, das von Reiserückkehrern aus Südamerika nach Deutschland mitgebracht wurde. Droht die Gefahr einer Verbreitung des Virus durch die neu eingewanderte Tigermücke? Berichte über gefährliche, exotische und noch dazu ansteckende Erkrankungen schaffen es immer schnell in die kurzlebige Medienlandschaft. Für Infektiolog*innen sind das wichtige Themen und der medizinisch nicht vorgebildeten Bevölkerung zeigt es die Bedeutung von „One Health“. Solche „Sensationsmeldungen“ führen aber auch zu großer Verunsicherung. „Brauche ich jetzt eine Pockenimpfung für die Safari in Kenia?“ Wissenschaftliche Kommunikation ist und bleibt schwierig.
Dr. Ramona Pauli