Sexuell übertragbare Infektionen
Robert Koch Institute LogoDoxy-PrEP und Doxy-PEP in Deutschland

Doxycyclin vor oder nach dem Sex kann sexuell übertragbare Infektionen verhindern. Während die Datenlage für die Doxy-PEP mittlerweile gut ist, ist die Doxy-PrEP dagegen bislang weniger erforscht. Dennoch befürworten in Deutschland immer mehr HIV-Schwerpunktzentren auch die Doxy-PrEP.

Das Robert Koch-Institut befragt in regelmäßigen Abständen HIV-Schwerpunktpraxen zur HIV-PrEP. Bei der letzten Befragung wurden die Zentren zusätzlich nach dem Einsatz und ihrer Meinung zu Doxy-PrEP und Doxy-PEP befragt.

Doxy-PrEP

Anfragen nach Doxy-PrEP zur Vorbeugung von sexuell übertragbaren Infektionen (STI) (100 mg Doxycyclin vor Risikokontakten) erhielten 76% der Zentren (22/29) im Jahr 2023. Insgesamt fragten 803 Personen (6% der PrEP-Nutzenden) im Jahr 2023 nach einer Antibiotika-PrEP (im Mittel 28 Personen pro Zentrum, Standardabweichung 92, Spannweite 0-500 Personen pro Zentrum). Von den 23 Zentren mit Anfragen hatten 68% (15/22) 1-10 Anfragen pro Zentrum, 27% (6/22) hatten 12-50 Anfragen pro Zentrum und ein Zentrum in Berlin gab 500 Anfragen an.

Die Frage: „Wie sehen Sie die Antibiotika-PrEP (Doxy-PrEP)?“ wurde von 17 Zentren (59%) mit „Ich sehe die Antibiotika-PrEP kritisch, bin aber nicht völlig dagegen“ beantwortet, gefolgt von sechs Zentren (21%) mit der Angabe „Ich lehne Antibiotika-PrEP strikt ab und halte es für gefährlich.“ Drei Zentren (10%) gaben „Ich befürworte Antibiotika-PrEP“ an und weitere drei Zentren gaben „Ich bin unsicher“ an (Abb. 1).

Abb. 1  Meinung der Zentren (N = 29) zur Doxycyclin-basierten Antibiotika-Präexpositionsprophylaxe (Doxy-PrEP) und Doxycyclin-basierten Antibiotika-Postexpositionsprophylaxe (Doxy-PEP) bei Verdacht, Zeitraum letztes Halbjahr 2023
Abb. 1 Meinung der Zentren (N = 29) zur Doxycyclin-basierten Antibiotika-Präexpositionsprophylaxe (Doxy-PrEP) und Doxycyclin-basierten Antibiotika-Postexpositionsprophylaxe (Doxy-PEP) bei Verdacht, Zeitraum letztes Halbjahr 2023

Zusätzlich wurden die Zentren befragt, ob Sie eine Antibiotika-PrEP (Doxy-PrEP) durchführen. Insgesamt gaben 15 Zentren „Ja, aber nur in Ausnahmefällen“ an (52%), 13 Zentren gaben „Nein“ an (45%) und ein Zentrum gab „Ja, immer oder regelmäßig“ an (3%).

Doxy-PEP

PrEP-Surv – Befragung in HIV-Zentren

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) bis Ende 2024 geförderten Projekts „Surveillance der Versorgung mit der HIV-Präexpositionsprophylaxe innerhalb der GKV in Deutschland“ (PrEP-Surv) wurden halbjährliche Online-Befragungen zu Gebrauch und Versorgung mit der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) in HIV-Schwerpunktzentren (nachfolgend Zentren) durchgeführt. Die Zentren wurden aus dem Netzwerk der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin e. V. (dagnä) rekrutiert. Mehr zum Hintergrund und Gesamtkonzept der Studie findet sich auf der Projektwebseite: www.rki.de/hiv-prepsurv. In der aktuellen Befragungsrunde haben die teilnehmenden Zentren unter anderem Fragen zu Anfragen und dem Meinungsbild der Zentren zur Doxycyclin-basierten Antibiotika-Präexpositionsprophylaxe (Doxy-PrEP) und zur Doxycyclin-basierten Antibiotika-Postexpositionsprophylaxe (Doxy-PEP) beantwortet.

Anfragen nach Doxy-PEP (200 mg Doxycyclin innerhalb von 72 Stunden nach Risikokontakten) erhielten 93% der Zentren (27/29) im Jahr 2023. Insgesamt fragten 1.261 Personen (9% der PrEP-Nutzenden) im Jahr 2023 nach einer Antibiotika-PEP (im Mittel 44 Personen pro Zentrum, Standardabweichung 97, Spannweite 0-500 Personen pro Zentrum). Von den 27 Zentren mit Anfragen hatten 55% (15/27) 1-10 Anfragen pro Zentrum, 33% (9/27) hatten 20-50 Anfragen pro Zentrum, zwei Zentren (7%) gaben 100-200 Anfragen pro Zentrum an und ein Zentrum in Berlin gab 500 Anfragen an.

Die Frage: „Wie sehen Sie die Antibiotika-PEP (Doxy-PEP) bei Verdacht?“ wurde von 19 Zentren (66%) mit „Ich sehe die Antibiotika-PEP kritisch, bin aber nicht völlig dagegen“ beantwortet, gefolgt von sieben Zentren (24%) mit der Angabe „Ich befürworte die Antibiotika-PEP“. Zwei Zentren (7%) gaben „Ich lehne Antibiotika-PEP strikt ab und halte es für gefährlich“ an und ein Zentrum (3%) gab „Ich bin unsicher an (Abb. 1).

Zusätzlich wurden die Zentren gefragt, ob Sie eine Antibiotika-PEP (Doxy-PEP) durchführen. Der größte Teil der Zentren gab „Ja, aber nur in Ausnahmefällen“ an (86%, 25/29), drei Zentren gaben „Nein“ an (10%) und ein Zentrum gab „Ja, immer oder regelmäßig“ an (3%).

Zustimmung steigt

Während die Mehrheit der Zentren Anfragen zur Doxy-PrEP (76%) und noch häufiger zur Doxy-PEP (93%) erhielt, ist das Meinungsbild hierzu weiterhin eher kritisch und die Durchführung findet zumeist nur in ausgewählten Fällen statt. Dennoch zeigt der Vergleich mit vorherigen Befragungen in EvE-PrEP und PrEP-Surv einen eindeutigen Trend zu mehr Akzeptanz und Durchführung der Doxy-PrEP (Abb. 2a) und noch deutlicher zur Doxy-PEP (Abb. 2b). Mittlerweile führt die Mehrheit der Zentren die Doxy-PrEP durch. Auch bei der Doxy-PEP gab es eine Zunahme der Zentren, die diese befürworten und durchführen.

Abb. 2a, b  Vergleich zwischen aktueller Befragung bezogen auf das letzte Halbjahr 2023 und vorheriger Befragung bezogen auf das erste Halbjahr 2023 für Meinungsbild und Durchführung der prophylaktischen Antibiotikatherapie: a) Doxy-PrEP und b) Doxy-PEP
Abb. 2a, b Vergleich zwischen aktueller Befragung bezogen auf das letzte Halbjahr 2023 und vorheriger Befragung bezogen auf das erste Halbjahr 2023 für Meinungsbild und Durchführung der prophylaktischen Antibiotikatherapie: a) Doxy-PrEP und b) Doxy-PEP

Die wesentliche Änderung in Bezug auf Doxy-PrEP war, dass in der aktuellen Befragung drei Zentren Doxy-PrEP befürworteten, wohingegen in der vorherigen Befragung kein Zentrum dies angab. Außerdem führten mittlerweile die Mehrheit der Zentren die Doxy-PrEP durch, was sich in der vorherigen PrEP-Surv-Befragung noch gegenteilig darstellte. Immerhin ein Zentrum gab an, Doxy-PrEP immer oder regelmäßig durchzuführen, dies gab in der letzten PrEP-Surv Befragung kein Zentrum an.1

1 Schmidt D, Ates Z, Friebe M, Kollan C, Bremer V, Bartmeyer B, Hanhoff N, Schewe K: PrEP-Surveillance in Deutschland – Ergebnisse der dritten halbjährlichen Befragung in HIV-Schwerpunkteinrichtungen. Epid Bull 2024;13:3-10. DOI 10.25646/12001.

2 Luetkemeyer AF, Donnell D, Dombrowski JC, Cohen S, Grabow C, Brown CE, et al. Postexposure doxycycline to prevent bacterial sexually transmitted infections. New England Journal of Medicine. 2023;388(14):1296-306.

3 Molina J, Bercot B, Assoumou L, Michele I, Rubenstein E, Pialoux G, editors. ANRS 174 DOXYVAC: an open-label randomized trial to prevent STIs in MSM on PrEP. Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI); 2023.

4 AWMF S2k Leitlinie Registernummer 059 – 006. Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik und Therapie. https://register.awmf.org/assets/guidelines/059-006l_S2k_Sexuell-uebertragbare-Infektionen-Beratung-Diagnostik-Therapie-STI_2019-09.pdf.

5 Stellungnahme der Deutschen STI Gesellschaft: Antibiotische STI-Prophylaxe mit Doxycyclin („Doxy-PEP“, „Doxy-PrEP“). Version 1.0, 26.06.2023.


Die Gesamtergebnisse mit weiteren für die PrEP-Versorgung relevanten Aspekten sind im ausführlichen Originalartikel im Epidemiologischen Bulletin 48/2024 https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2024/48_24.pdf?__blob=publicationFile&v=4 erschienen.

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