1/2025 Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser,
CROI: Wissenschaftler*innen in Schockstarre
Die diesjährige CROI stand im Schatten der aktuellen politischen Entwicklung. Die Stimmung war gedrückt, die Wissenschaftler*innen in Schockstarre. Nicht nur, dass die finanziellen Mittel für Gesundheitswesen und Wissenschaft drastisch gekürzt wurden, auch inhaltlich ist der HIV-Bereich besonders betroffen durch Streichung von Diversity und Gendervielfalt sowie dem Stopp von vielen internationalen Hilfsprojekten.
Inhaltlich war die CROI dennoch wieder eine hochkarätige Veranstaltung. Es gab zwar keinen „Aufreger“ weder im negativen noch im positiven Sinn, aber eine überwältigende Vielzahl guter und wichtiger Arbeiten. Wie es hier in den nächsten Jahren weitergeht, bleibt abzuwarten. Ohne Geld und Freiheit gibt es keine gute Wissenschaft.
Update Hiv-Leitlinien
Die größten Änderungen in den neuen Deutsch-Österreichischen Leitlinien betreffen die Firstline-Therapie. In dieser Rubrik ist der Proteasehemmer Darunavir nicht mehr zu finden, dafür das NNRTI Doravirin. Diese Entscheidung war umstritten, erreichte aber dann doch einen Konsens von 88%. Wer davon abweichen möchte, kann auf das breit gefächerte Spektrum der Regime für „bestimmte Situationen“ zurückgreifen. Die „bestimmten Situationen“ werden in der Fußnote genauer beschrieben, was die notwendige Dokumentation der Gründe für das Abweichen vom Hauptweg erleichtert.
And more: CAR-T-Therapie, Typhus, Mannheim
Moderne Krebstherapien wie die CAR-T-Zelltherapie gewinnen an Bedeutung. Auch wenn sie heute (noch) nicht für Menschen mit HIV verfügbar ist, lohnt es sich auch für Infektiolog*innen sich damit zu beschäftigen. Nebenwirkungen sind unter anderem Infektionen sowie sekundäre Krebserkrankungen.
Die Stadt Mannheim ist kürzlich Fast-Track City geworden. Die erfolgreiche Zusammenarbeit von Stadt und HIV-Schwerpunktzentren hat es möglich gemacht. Zur Nachahmung empfohlen!
Mit dem Krankheitsbild Typhus abdominalis wird die Reihe der tropenmedizinischen Erkrankungen fortgesetzt, denn Typhus kommt hierzulande fast nur noch bei Reiserückkehrern vor. Weitere Kapitel werden folgen.
Dr. Ramona Pauli